Zweifelhaftes Vergnügen: Die RM Straße

Hildegard Mockenhaupt

(19.03.2017) Bei der Rheinlandmeisterschaft Straße in Niederfischbach hat die LG Sieg insgesamt sechs Titel geholt, fünf davon jedoch ohne Konkurrenz (o.K.). Eine gut organisierte, in der Wertigkeit allerdings fragwürdige Meisterschaft mit einigen Stolpersteinen.


Eine teure Angelegenheit: Die Meldegebühr für die Teilnahme an der Rheinlandmeisterschaft liegt bei 13 Euro, für die Jugend etwas darunter. Bedenkt man, was manchmal bei Straßenläufen in den großen Städten oder bei Triathlon-Events bezahlt werden muss, aber zugegebenermaßen geradezu ein Schnäppchen. Und von den zusätzlichen (Un)-Kosten, die so mancher auf sich nimmt und die keiner Leichtathletik-Organisation zugute kommen, ganz zu schweigen. Dennoch: Bei den zahlreichen Meldungen wurde ein ordentliches Loch in die Vereinskasse gerissen. Wollen wir mal hoffen, dass es sich für den Ausrichter, unseren eigenen Stammverein TuS Germania Fischbacherhütte, wenigstens einigermaßen gelohnt hat.

 

Die Veranstaltung selbst war gut organisiert. Es ist immer gut, wenn der Veranstalter Erfahrung und Routine mit den Dingen hat, und bei den relativ niedrigen Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den jährlichen Ausdauercup-Läufen war das hier für die Ausrichter und Martin Stinner bei der Zeitnahme ein Kinderspiel. Auch das Wetter hatte sich viel schlechter angekündigt, als es dann tatsächlich war: Nachdem es die Nacht durchgeregnet hatte, fing es nochmal pünktlich zu Beginn kräftig an zu schütten, aber dann kamen sogar ein paar Sonnenstrahlen hervor und es blieb einigermaßen trocken und die Temperaturen waren erträglich.

Zunächst absolvierte die Jugend U16 ihren 5 km-Lauf. Eine ziemlich dünne Angelegenheit mit zwölf Teilnehmern für insgesamt vier Altersklassen. In der W14 startete eine Athletin ohne Konkurrenz; wenigstens die Zeit war gut: Sarah Gräf (Eintracht Cochem) platzierte sich im Gesamtfeld auf Nummer 6 in einer Zeit von 21:56 min. Weniger attraktiv waren die Zeiten unseres MJU16-Trios: Mit Zeiten von 22:01 (Jan Röhlich), 22:12 (Flemmig Stinner) und 24:06 (René Gudernatsch) kamen sie auf die Plätze 8 bis 10. Immerhin kamen sie nahe an ihre Bestzeiten und konnten allesamt Erfahrungen für die Zukunft sammeln. Und es reichte zum (konkurrenzlosen) Mannschaftstitel.

Einen richtig guten Job machten unsere MJU20-Jugendlichen. Zwar liefen sie auf den Plätzen 3, 4 und 5 bei fünf Teilnehmern ein, aber die Zeiten von Kibreab Birhane (38:16 nach fiebriger Grippe), Constantin Wagner (39:34, PB mehr als zwei Minuten verbessert) und Alexander Bursian (41:16, ganz neu dabei) ließen eigentlich keine Wünsche offen. Natürlich: Jannick Weiß (LG Rhein-Wied) gewann in 32:54 - dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber auch hier wurde die Gruppe mit dem Mannschaftstitel (o.K.) belohnt.

Ausgezeichnet auch die Debüt-Zeiten der beiden U18-Athleten: Emma Behner (49:16) und besonders Samir Förster (39:25) liefen nicht erwartete Zeiten und kamen jeweils auf den zweiten Platz. Beide bevorzugen aber die Mittelstrecke.

Auch die Männer überzeugten: Mit Andreas Freidhof (5. in 36:49), Jonas Mockenhaupt (11. in 38:17) und Albert Graf (13. in 38:38 und Meister der Klasse M55) holten sie sich den zweiten Platz in der Teamwertung hinter der übermächtigen LG Rhein-Wied. Auch Michael Schnell, Richard Hohndorf, Markus Weber und Ulrich Gans (M80 o.K.) schlugen sich achtbar. Bei der WJU20 zeigte sich Luisa Wiegel stark verbessert und rangierte mit 44:27 auf dem dritten Platz. Julika Schlosser überzeugte ebenfalls mit 41:55 und wurde Vierte bei den Frauen. Die Seniorinnen Anja Baldus-Schmidt (8., 45:37, Zweite der W45), Mechthild Muhl (9. in 47:55, W55 o.K.) und Altmeisterin Hildegard Mockenhaupt (10. in 48:16, W60 o.K.) komplettierten das Feld. Theresa Schmitt, Linn Behner und Anna-Lena Mockenhaupt kamen unter "Ferner liefen" ins Ziel. Das war nicht verwunderlich: Die drei hatten sich als Nicht-Spezialistinnen (ebenso wie die jungen Männer) für die Altersklasse U23 (Junioren) angemeldet und sich für diese Altersklasse gute Chancen auf den Meistertitel ausgerechnet. Das ging schief: Aus unerklärlichen Gründen wurde bei schwammig formulierter Ausschreibung eine Wertung der Junioren nicht zugelassen. Derzeit ist sogar das LVR-Präsidium etwas irritiert, wie dieser eher peinliche Status entstehen konnte. Für die nächste RM hat es jedenfalls Konsequenzen im Sinne einer besser formulierten Ausschreibung angekündigt.

 

Fazit: Alles in allem keine schlechten Ergebnisse. Die Kernsportart Leichtathletik muss aber aufpassen, dass sie durch ihre verfransten Einteilungen in zig Altersklassen mit ihren jeweiligen Solosiegern nicht doch zur Randsportart verkommt, in der es für zahlreiche Athleten, besonders der Seniorenaltersklassen, alleine ausreicht anzutreten, um sich Regions- und Landestitel zu sichern. Das gilt übrigens nicht nur für Straßenläufe. (gb)

 

Bild: Hildegard Mockenhaupt mit LVR-Vize Klaus-Dieter Welker

 

Theresa Schmitt
Theresa Schmitt

Theresa Schmitt nachträglich zur Rheinlandmeisterin der Juniorinnen gekürt

 

Nach Mitteilung des LVR wurde Theresa Schmitt bei der RM 10 km in Niederfischbach doch noch zur Rheinlandmeisterin der U23 erklärt. Das ist eine befriedigende Wendung, nachdem zunächst - trotz widersprüchlicher Ankündigung - auf einen Rheinlandtitel für die Junioren verzichtet werden sollte. Dann nochmal nachträglich herzlichen Glückwunsch an Theresa.

Auch in der Mannschaftswertung wurden Juniorentitel vergeben. Davon profitiert ebenfalls unsere LG: Sowohl die männliche als auch die weibliche U23 siegte im Team, wenngleich konkurrenzlos.